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Südsudan: Frühkindliche Entwicklung im Krisengebiet

BILD hilft e.V. „Ein Herz für Kinder“ unterstützt Gesundheitszentren im Bezirk Pibor. Ein Zwischenbericht.

Die Sicherheitslage im Südsudan bleibt nach wie vor äußerst angespannt. Im Bezirk Pibor wird derzeit mit Unterstützung von BILD hilft e.V. „Ein Herz für Kinder“ ein Projekt umgesetzt, das die frühkindliche Entwicklung derjenigen Kinder fördert, die gesundheitlich am stärksten gefährdet sind. Wir berichten über den aktuellen Stand, den Herausforderungen im Krisengebiet und darüber, wie das Leben des kleinen Baba im Ernährungsprogramm gerettet werden konnte.

Südsudan: Kinder in Pibor

Schwierige Sicherheitslage im Südsudan

Neun Millionen Menschen, d. h. mehr als 70 % der Bevölkerung des Südsudan, benötigen im Jahr 2024 humanitäre Hilfe. 7,1 Millionen Menschen werden voraussichtlich zwischen April und Juli von schwerer Ernährungsunsicherheit betroffen sein, wovon Tausende unter akutem Hunger leiden werden. Die Unterernährung von rund 1,4 Millionen Kindern ist weiterhin tragisch. Das Land meldet seit April 2023 einen Anstieg der Zahl der Flüchtlinge, Rückkehrer und Neuankömmlingen aufgrund des Konflikts im Sudan – zusätzlich zu den 300.000 Flüchtlingen, die sich bereits im Land befinden. 

Nur 7 % der Südsudanesen verfügen über Strom, 10 % haben Zugang zu verbesserten sanitären Einrichtungen und 70 % haben keinen Zugang zu medizinischer Grundversorgung. Lediglich 35 % der Bevölkerung haben Zugang zu sauberem Trinkwasser. Etwa 60 % verrichten ihre Notdurft im Freien. Der Südsudan ist durch klimabedingte Dürren stark belastet und steht auf Platz 2 der Länder, die weltweit am stärksten durch Naturkatastrophen gefährdet sind. Das Ausmaß an Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch ist besonders hoch.

Kinder, die in vielerlei Hinsicht gefährdet sind, wie durch Entführung, Vernachlässigung und psychischem Stress, sind dringend von humanitärer Hilfe abhängig.

Die Sicherheitslage ist weiterhin sehr angespannt. Das Land hat für Dezember 2024 Neuwahlen geplant. Die zunehmende Gewalt führt zu Opfern unter der Zivilbevölkerung, mehr Vertreibungen und einem sehr unsicheren Umfeld für Mitarbeiter von Hilfsorganisationen.

Förderung der Kinder im Bezirk Pibor

ForAfrika hat in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium neun Ernährungszentren für ECD-Programme (Early Childhood Development, dt. frühkindliche Entwicklung) im Bezirk Pibor ausgewählt, von denen zum Berichtszeitpunkt bereits acht Zentren Programmaktivitäten begonnen haben. Teilnehmende am Programm sind:

  • 3.240 Kinder unter 5 Jahren und
  • 341 stillende Mütter.

Der Bezirk Pibor liegt nahe an der Grenze zu Äthiopien und ist eines der schwer zugänglichen Gebiete des Südsudan. Die Gesamtbevölkerung des Bezirks wird auf 225.038 Menschen geschätzt. 

Häufige Diebstähle und Konflikte zwischen den Gemeinden sind weit verbreitet. Darüber hinaus sind die klimabedingten Katastrophen ein Grund für die zunehmende Häufigkeit von Vieh-Diebstählen. Vertriebene Frauen und Mädchen sind nach wie vor am stärksten von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen wie z. B. die Zwangsheirat. 

Kinder, die in vielerlei Hinsicht gefährdet sind, wie durch Entführung, Vernachlässigung und psychischem Stress, sind in einem solchen Krisengebiet dringend von humanitärer Hilfe abhängig.

Spielen fördert die Kindesentwicklung im Südsudan

Aufgrund der sich ständig ändernden humanitären Situation im Südsudan hat ForAfrika entschieden, die frühkindliche Entwicklung im Bezirk Pibor zu fördern. Durch die finanzielle Unterstützung von BILD hilft e.V. „Ein Herz für Kinder“ an den Ernährungszentren wird die körperliche, kognitive, emotionale und soziale Entwicklung von benachteiligten und zum Teil traumatisierten Kindern gefördert. Die Aktivitäten im Rahmen des Programms wirken sich zudem positiv auf die Mütter aus und damit einhergehend auf die Erziehung. Dies wiederum zielt auf eine langfristig bessere Ernährung und Betreuung der Kinder.

Ein veröffentlicher Beitrag der WHO aus 2019 zeigt, dass Maßnahmen zur Förderung der frühkindlichen Entwicklung in Stabilisierungszentren die notwendige emotionale und körperliche Stimulation für die Genesung eines Kindes bewirken. Dies wiederum verringert das Risiko von Entwicklungsschwierigkeiten und emotionalen Problemen.

Ziel des Projekts ist es, die bestehenden Ernährungszentren kinderfreundlich umzugestalten. Sie werden mit Spielzeugen und Lernmaterialien ausgestattet, die die Kinder und Mütter nutzen können, während sie in den Zentren therapiert werden. 

Ein Herz für Kinder

Das Leben des kleinen Baba aus Südsudan konnte im Ernährungsprogramm gerettet werden. Auch das Spielen half ihm bei seiner Genesung.

Südsudan: Spielen im ECD

Im Krisengebiet Südsudan sind Logistik und Materialienbeschaffung eine Herausforderung

Bislang hat ForAfrika verschiedene Spielzeuge beschafft und in den Einrichtungen verteilt. Doch die Umsetzung des Projekts in der Krisenregion ist auch mit Herausforderungen verbunden. Der Zugang zum Südsudan ist aufgrund der häufigen Angriffe bewaffneter Gruppen auf Transportunternehmen und -routen sehr schwierig. Dies wirkt sich negativ auf die Durchführung und die rechtzeitige Lieferung von Gütern aus. Bei der Projektumsetzung wurden in der Krisenregion vereinzelt kriminelle Aktivitäten gemeldet. Um daher die Sicherheit von Leben und Eigentum zu gewährleisten, transportiert ForAfrika Baumaterialien zusammen mit dem Logistik-Cluster anderer humanitärer und UN-Organisationen. 

Hinzu kam, dass die Transportroute sehr lange geschlossen war, was die Renovierung der Zentren verzögerte. Daher konnten an den meisten Zentren bisher nur die Spielmaterialien zur Verfügung gestellt werden. 

Weiter herausfordernd bleibt die begrenzte Verfügbarkeit von Baumaterialien. Einige Materialien mussten außerhalb des Landes beschafft werden und nach Erhalt der Transportgenehmigung vom Logistik-Cluster auf den Transport warteten.

Die Beschaffung einiger Materialien ist bereits vor Ort erfolgt. Für die Renovierungsarbeiten an der größten Klinik konnte z. B. ein lokaler Ziegelhersteller ausfindig gemacht werden. Durch die Verwendung lokal beschafften Materialien verbessern wir nicht nur die Qualität der Zentren, sondern unterstützen auch die örtliche Gemeinschaft dabei, das Leben der Kinder im Bezirk Pibor zu verbessern. Die Renovierung der kleineren und entlegeneren Gesundheitszentren des Bezirks beginnt, sobald die nötigen Materialien geliefert werden.

Ziegelherstellung im Bezirk Pibor

Lokale Baumaterialien wie diese Ziegel sind im Krisengebiet nur begrenzt verfügbar.

Ernährungsprogramm rettet den kleinen Baba

Baba leidet an schwerer Unterernährung

Baba ist zwei Jahre alt und stammt aus der Stadt Pibor. Er hat drei Geschwister. Die Familie hat mehr als 30 enge Verwandte. Oft gibt es nicht genug zu essen und manchmal sogar gar nichts, da Babas Mama momentan keine Einkommensquelle hat. Die Familie wurde vor 2 Jahren aufgrund eines Konflikts vertrieben. Seither leben sie in Pibor und schlagen sich durchs Leben.

Baba litt mehrmals unter Krankheiten, von denen er sich nur schwer erholte und die dafür sorgten, dass er an Unterernährung litt. Bevor Baba in das Ernährungsprogramm von ForAfrika in Pibor aufgenommen wurde, war er nach Angaben seiner Mutter extrem gereizt. Sein Zustand verschlechterte sich stetig, er weinte viel und aß kaum. Bei seinem ersten Besuch im Ernährungszentrum in Pibor stellten die Mitarbeiter einen mittlerer Oberarmumfang von 9,5 cm fest, was auf eine schwere Unterernährung hindeutete. (Details zur Messung des Oberarmumfang mithilfe des Schnelltests erfahren Sie hier.)

Daraufhin wurde er in das ambulante Therapieprogramm aufgenommen. Neben der Ernährungstherapie erhielt die Familie Medikamente, Tabletten zur Wasseraufbereitung und Seife, um die Hygiene im Haushalt zu verbessern. Außerdem erhielt Babas Mama eine Schulung zur Ernährung ihres Kindes sowie im Bereich Hygiene.

Baba entwickelt sich positiv und zeigt wieder Interesse am Spielen

Zu Beginn wollte Baba mit keinen der vorhandenen Spielsachen spielen. Doch langsam fing sein Zustand an sich zu verbessern, sein Oberarmumfang stieg auf 10 cm und er zeigte Interesse an den Spielsachen im ECD-Zentrum. 

Seine Stimmung insgesamt verbesserte sich und er fing auch wieder an, mit seinen Geschwistern zu spielen. Seine Reizbarkeit ist verschwunden. Seine Mama freut sich sehr über die positive Entwicklung, die sie sieht. 

Bei seinem vierten Besuch zeigte Baba mit einem Oberarmumfang von 11,6 cm große Fortschritte. Laut der ECD-Mitarbeiterin hat sich der Zustand von Baba komplett verbessert. Er ist viel kräftiger, fröhlicher, verspielter und freundlicher zu den anderen Kindern im Zentrum. Er kann jetzt frei mit seinen Freunden spielen und lachen. 

Normalerweise beträgt der Aufenthalt in einem ambulanten Therapieprogramm 12 Wochen. Doch Baba hat sich in nur 5 Wochen vollständig erholt und kann zur weiteren Betreuung und Behandlung am ergänzenden Ernährungsprogramm teilnehmen, das mäßige akute Mangelernährung behandelt.

Südsudan: Entwicklung Baba

Das Präventionspaket und die guten Kinderbetreuungspraktiken trugen dazu bei, dass Baba nur kurze Zeit am Programm teilnehmen musste. ECD-Zentren sind für die psychosoziale Genesung und die Erlangung einer vollständigen Gesundheit für Kinder, die von Unterernährung betroffen sind, von wesentlicher Bedeutung und fördern die ganzheitliche Verbesserung der Kinder.

Projektausblick

Trotz der herausfordernden Umstände im Südsudan sind wir fest entschlossen, der Bevölkerung in Pibor weiterhin zur Seite zu stehen. Ein weiterer Projektbericht wird nach Abschluss des Projekts erfolgen. 

Ganz herzlich bedanken wir uns bereits jetzt bei BILD hilft e.V. „Ein Herz für Kinder“ für die treue Unterstützung.

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